Was bisher undenkbar erschien wird von einer weiteren Bank eingeführt. Die Niedrigzinspolitik der europäischen Zentralbank führt zu schrumpfenden Einnahmen bei Banken. Um den wegbrechenden Einnahmen entgegenzuwirken führen einige Banken Strafzinsen ein. Bisher müssen diese Strafzinsen immer erst bei hohen Guthaben gezahlt werden. Ob das auf Dauer so bleibt oder bald auch kleinere Guthaben von Strafzinsen betroffen sind ist aktuell noch offen. Einige Banken führen statt Strafzinsen auch Kontoführungsgebühren ein.
Nachdem die Raiffeisenbank Gmund und die Skatbank bereits einen Strafzins auf Guthaben ab 100.000 Euro eingeführt haben folgt eine weitere Bank. Bei der Volksbank Stendal sind von Privatkunden ab einem Guthaben von 100.000 Euro in Zukunft auch Strafzinsen zu zahlen. Diese sollen bei 0,4% jährlich liegen.
„Als kleine Volksbank können wir uns nicht gegen die Politik der EZB stemmen“ so Ingo Freidel, Vorstand der Volksbank, in der Süddeutschen Zeitung.
Die Banken die bisher Strafzinsen eingeführt haben gehen davon aus, dass weitere Banken folgen werden. Die Volksbank Stendal gibt dabei den negativen Einlagezins der EZB an ihre Kunden weiter. Man möchte diese hohen Einlagen nicht zusätzlich subventionieren.
Offen ist, ob bald auch Kunden mit geringeren Guthaben von negativen Zinsen betroffen sein werden. Aktuell ist dies noch nicht der Fall, es dürfte den Kunden mit geringen Guthaben auch schwer zu vermitteln sein. Andererseits verdienen die Banken durch die negativen Zinsen und geringen Zinssätzen für Kredite aktuell nur wenig, die Margen sind gering. Für die Dienstleistungen der Banken, wie z.B. die Kontoführung und mögliche Zinszahlungen bei Festgeld oder Tagesgeld, müssen entsprechende Einnahmen generiert werden.
Experten gehen davon aus, dass viele Bankkunden in Zukunft von negativen Zinsen betroffen sein werden, sollten die Leitzinsen der EZB so niedrig bleiben.
Als Alternative zu Strafzinsen führen einige Banken in Deutschland gerade Kontoführungsgebühren wieder ein. Die Zahl der Banken die ein Konto ohne Gebühren anbieten ist im Vergleich der Jahre 2015 und 2016 bereits gesunken. Einige Experten halten das kostenlose Girokonto bereits für ein Auslaufmodell.